Wir haben mittlerweile die 27. Woche im Jahr 2022. Geplant war diese sicher ganz anders. Anfang 2022 stellte ich meinen Rennplan auf. Saison High-Light natürlich der IRONMAN Frankfurt. Und dann 2 Wochen später mein Heimrennen in Niedernberg, eine lockere olympische Distanz, Treffen mit meinen besten Freunden, gemeinsam das Rennen genießen. Soviel zur Theorie Anfang 2022.

Aber nun zum 10.07.2022. Ich stehe tatsächlich in Niedernberg am Honisch Beach. Bereit für die Olympische Distanz. Kein Abschlussrennen, sondern Re-Start in die restliche Saison. der IRONMAN Frankfurt zwei Wochen her. Gleichbedeutend mit 3 Wochen Trainingspause. Corona hat mich tatsächlich erwischt, eine Woche vor meinem Hauptwettkampf. Egal, vergessen, jetzt wieder Fokus auf neue Ziele. Und der Startpunkt ist heute hier. Mein Freund Wolfgang hat am Vorabend abgesagt. Jetzt heisst es für mich Standortbestimmung, welche Leistungsfähigkeit ist noch in mir. Die Vorfreude ist schon wieder riesig, top Wetter, etwas windig aber warm. Erste Meldung am Morgen, Neoprenverbot. Wassertemperatur 26° Celsius, Badewannenwasser.

Vor uns starten die Triathleten über die Sprintdistanz, die Stimmung ist super. Es geht wieder los. Nun steht wieder die Konzentration im Vordergrund. Wie wird das Schwimmen, 4 Woche kein Schwimmtraining mehr. Wir werden in den Startbereich gebeten, Startzeit 9:40 Uhr. Die Nervosität steigt, ein Massenstart, damit Gewühl vorprogrammiert. Egal, ich will konstant schwimmen und ordne mich rechts außen im Mittelfeld ein. Startschuss, los gehts, etwa 40m in den See hineinlaufend, dann ein kurzer Sprung und los gehts mit Disziplin 1. Von Anfang an nur ein Treten und Hauen, es ist anstrengend und macht keinen Spaß. Ich versuche eine Lücke zu finden und jemanden an den ich mich anhängen kann im Wasserschatten. Es gelingt mir die ersten 500m überhaupt nicht. Meine Uhr verarscht mich dazu auch noch, meine neue Garmin Forerunner 955 zeigt mir die vermeintlichen 500m mit einer Zeit von rund 14min an. Viel zu langsam denke ich, absolute Katastrophe. Mit dieser Info wollte ich das Rennen eigentlich schon aufgeben. Ich bin aber kein Mensch, der aufgibt. Also schwamm ich konstant wieder bis zum Ausstieg aus dem See. Nach 35:10min. steige ich aus dem Wasser, meine Uhr hat mich verarscht. Nun ab in die Wechselzone, dort höre ich einen Anfeuerungsruf. Das gibt Motivation, der Spaßfaktor steigt sofort wieder.

Aus der Wechselzone raus geht es auf 4 Runden Industriegebiet und lange Geraden. Hinrunde immer mit Gegenwind, auf dem Rückweg mit Rückenwind. Ich gebe zwar nicht Vollgas, aber kann Stück für Stück andere Rennfahrer überholen. So macht es Spaß, Platz für Platz nach vorne, im Hinterkopf natürlich schon das Laufen, meine beste Disziplin.

Die 4 Runden vergehen schnell, ich mag Rundkurse die man sich gut einteilen kann. Auch meine Verpflegung nehme ich planmässig zu mir. Ich möchte dann noch einen schnellen Lauf hinlegen. Die Radstrecke absolviere ich in 1:03:40h, mit einem Schnitt von 35,4 km/h. Das ist ärgerlich, so 2-3 km/h mehr wären drin gewesen. Egal, ab in die zweite Wechselzone, rein in die Laufschuhe und ab auf 2 Runden um den See.

Nun wird sich zeigen wo ich konditionell aktuell stehe. Die Mittagswärme macht sich auch deutlich bemerkbar, strahlender Sonnenschein. Ich laufe etwas langsamer an, möchte auf keinen Fall die erste Runde zu schnell angehen. Ich peile eine 4:15min/km im Schnitt an. Durchaus eine Zeit, die ich locker Laufen kann über 10-15km. Aber es fällt mir schwer. Ich halte zwar grob den Zeitkorridor, aber es fühlt sich schwergängig an. Das positive jedoch ist, dass ich Meter für Meter weitere Triathleten überholen kann, mit dem Gewissen, das jeder überholte einen besseren Platz bedeutet. Und an der Laufstrecke gibt es tatsächlich einige Stimmungsnester. Und so ging es schnell nach 20:33min. auf die zweite Runde.

Noch einmal um den See quälen, noch etwas mehr Gas geben. Es fällt mit zugegebenermaßen schwer, immer der bange Blick auf die Uhr, was macht die Herzfrequenz. Hier wollte ich besonders bewusst drauf achten, es nicht zu übertreiben. Aber sie pendelte sich auf komfortable 160-165 Schläge pro Minute ein. Absolut im richtigen Korridor. Eigentlich machte mir nur noch die Hitze zu schaffen. Weitgehend konstant lief ich nun dem Ziel entgegen. Die vielen Zuschauer am Rand machten es auch einfacher. Eine schöne Stimmung auf dem Weg ins Ziel, und tatsächlich konnte ich meine Laufgeschwindigkeit auf den letztern noch auf 3:45min/km steigern. Mit einer Laufzeit von 43:41min. erreichte ich nun glücklich das Ziel. Und im Ziel dann noch direkt eine Medaillenübergabe von Anita Kostka von Crossdog. Was kann mir besseres passieren als von der WM Siegerin im Extremhindernislauf 2019 bei der Spartan Race WM in den USA die Medaille übergeben zu bekommen.

Im Ziel natürlich erstmal verpflegen, Alkoholfreies Bier, Kuchen und Obst. Jetzt erstmal runterkommen, erstes Rennen geschafft nach der Corona-Infektion. Zufrieden, aber es wäre mehr gegangen. Am Ende mit 2:26.57h meine beste Zeit erreicht beim dritten Start (2018, 2019) hier. Also alles ok. Ich kann wieder Gas geben. Schön im Ziel viele Bekannte zu treffen. Einfach das Rennen zufrieden abzuschließen, und tolle Bilder und Videosequenzen von Susi zu bekommen. Vielen Dank dafür. Und vor allem für deinen Support an der Strecke. Natürlich auch an Mateusz, der mit einer tollen Zeit vor mir ins Ziel gekommen ist. Beim nächsten gemeinsamen Rennen mach ich es dir nicht so leicht :-).

In Summe kann ich rückblickend von einem guten Re-Start sprechen. Es gibt zwar noch viel zu tun, aber darauf kann man aufbauen. Bis zum nächsten Wettkampf, euer Kai.

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